Wissen

Taurin

Disclaimer: Die nachfolgenden Inhalte dienen zu Informationszwecken und ersetzen keinen ärztlichen Rat.

Zuletzt aktualisiert: 17. August 2023

1. Einleitung: Bioaktive Substanzen aus tierischen Produkten (Meat-based Bioactive Compounds)

Der Begriff ‚Bioaktive Substanzen in Lebensmitteln‘, der auch Namensgeber des gleichnamigen Werks der Ernährungswissenschaftler Dr. Bernhard Watzl & Dr. Claus Leitzmann (2005) war, steht spätestens seit der einflussreichen Arbeit dieser beiden Wissenschaftler in den Köpfen der meisten Personen ausschließlich mit pflanzlichen Lebensmitteln in Verbindung.1 In den vergangenen Jahren zeigten jedoch mehr und mehr Publikationen, dass es abseits der bioaktiven Substanzen, die ausschließlich in pflanzlichen Lebensmitteln vorkommen, auch eine Reihe an bioaktiven Substanzen gibt, die überwiegend bzw. ausschließlich in tierischen Lebensmitteln – und innerhalb dieser Gruppe vor allem in Fleisch und Innereien – vorkommen.2 Diese als ‚Meat-Based Bioactive Compounds‘ (MeBiCo) bezeichneten Stoffe werden in manchen Publikationen auch ‚Carninutrients‘ genannt. Es existiert bis heute keine einheitliche Kategorisierung darüber, welche Stoffe im engeren Sinne zu dieser Gruppe zählen, aber zu den am häufigsten genannten und am besten erforschten Vertretern gehören die Nährstoffe Kreatin, Carnitin und Taurin sowie Carnosin und Hydroxyprolin.3,4,5 Laut McCarty (2004) zählt ein Nährstoff zu dieser Gruppe, wenn er (1) in solch einer Menge in Fleisch enthalten ist, dass über die gängige omnivore Kost physiologisch relevante Mengen dieses Nährstoffs aufgenommen werden können und (2) dieser Nährstoff nicht bzw. nicht in physiologisch relevanter Menge in nicht-tierischen Lebensmitteln vorkommt.6

Obwohl der Nährstoff Cholin (ehemals Vitamin B4) eine vitaminähnliche Substanz ist und im Gegensatz zu den zuvor genannten Nährstoffen abseits von Fleisch und Innereien auch in großer Menge in Eiern sowie in geringer Menge in diversen pflanzlichen Lebensmitteln vorkommt,  wird Cholin dennoch in einigen Publikationen zu dieser Gruppe gezählt.5 Auch Vitamin B12 wird in manchen Publikationen als Carninutrient bezeichnet,6 wobei durch gewisse Fermentationstechniken auch große Mengen an bioverfügbarem B12 auf natürlichem Weg in pflanzliche Lebensmittel integriert werden können.7 Die Nährstoffe aus der Mebico- bzw. Carninutrient-Gruppe zeigen in Untersuchungen – sowohl als Bestandteil tierischer Lebensmittel als auch als isolierte Stoffe in Nahrungsergänzungsmitteln – positive Wirkungen auf den menschlichen Organismus in Bezug auf den Fettstoffwechsel, die Herz-Kreislauf-Gesundheit, die Nervenfunktion, die Haut-, Haar- und Knochengesundheit sowie die Entwicklung und Aufrechterhaltung der Gehirnfunktion und sind damit für die menschliche Gesundheit von großer Bedeutung.3 Da – wie im Laufe der nachfolgenden Darstellung noch im Detail dargelegt wird – der menschliche Körper diese Stoffe zwar zu einem gewissen Grad selbst bilden kann,  aber die Eigensynthese zur optimalen Alleinversorgung zumeist nicht ausreicht, haben vor allem vegetarisch und vegan lebende Personen sowie alle Menschen mit einem sehr geringen Verzehr an Fleisch und Innereien – vor allem wenn sie sportlich aktiv sind – ein höheres Risiko für eine unzureichende Versorgung mit diesen Stoffen.8 Daher schlagen mehrere Publikationen vor, diese Gruppe an Nährstoffen bei vegetarischer und veganer Ernährung mindestens in jener Höhe über Nahrungsergänzungsmittel zuzuführen, wie sie im Rahmen einer gut geplanten mischköstlichen Ernährung vorkommen.6,9 Noch höhere Mengen können darüber hinaus im Kontext der Optimierung der Gesundheit zu präventiven und therapeutischen Zwecken sinnvoll sein.

2. Taurin: essenziell, semi-essenzielle oder nicht-essenziell?

Wie in einer Publikation der Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO, 2023) im Detail beschrieben wird, vollzogen sich im Rahmen der menschlichen Evolution im Laufe der Zeit bestimmte physiologische Veränderungen im Vergleich zu anderen Primaten, die in Bezug auf die heutige menschliche Ernährung eine gewisse Abhängigkeit von tierischen Lebensmitteln bzw. der darin vorkommenden Stoffe mit sich brachte. Dazu zählt neben der erworbenen Unfähigkeit das endogen von menschlichen Darmbakterien produzierte Vitamin B12 im Dickdarm zu absorbieren, die im Vergleich zu anderen Primaten größere Abhängigkeit von Nahrungscholin, die reduzierte Konvertierungsfähigkeit der kurzkettigen Omega-3-Alpha-Linolensäure zur langkettigen Docosahexaensäure (DHA) sowie die Reduktion der körpereigenen Taurinsynthese aus dessen Aminosäuren-Vorgänger und die damit einhergehende Notwendigkeit der Taurinzufuhr über die Nahrung für weite Teile der Bevölkerung.10

Taurin ist neben Methionin, Cystein und Homocystein die vierte bekannte schwefelhaltige Aminosäure im menschlichen Organismus. Im Gegensatz zu Methionin und Cystein spielt Taurin allerdings keine Rolle für die Proteinsynthese, aber weist dennoch zahlreiche wichtige Funktionen im menschlichen Körper auf. Identifiziert wurde Taurin bereits im Jahr 1827 von den beiden deutschen Wissenschaftlern Leopold Gmelin und Friedrich Tiedemann, die diesen Stoff als die ersten in der Gallenflüssigkeit eines Rinds erkannten und ihn ursprünglich als „Gallen-Asparagin“ benannten.11 Die heutige Bezeichnung „Taurin“ wurde erst knapp eine Dekade später in der wissenschaftlichen Literatur verwendet. Trotz dieser bereits weit zurückreichenden Entdeckungsgeschichte sowie zahlreichen Publikationen aus den 1980er, 1990er und frühen 2000er Jahren, die bereits auf die große Bedeutung von Taurin im Organismus aufmerksam machten, gelangte dieser ebenso wie weitere Carninutrients erst innerhalb der letzten Jahre auch in der Allgemeinbevölkerung zu mehr Bekanntheit.

Taurin gilt in der gängigen Fachliteratur als nicht-essenziell für Nagetiere wie Mäuse und Ratten, als essenziell für die Gattung der Katzen und als semi-essenziell bzw. bedingt-essenziell für Menschen.12 Wie Ripps & Shen (2012) in ihrer Übersichtsarbeit zu Taurin allerdings  treffend beschreiben, ist die Kategorisierung von Taurin als eine nicht-essenzielle bzw. bedingt-essenzielle Aminosäure eine eindeutige Fehlbezeichnung.13 Zwar ist Taurin eine der wenigen Aminosäuren, die nicht in der Proteinsynthese verwendet werden und der menschliche Körper hat eine gewisse Kapazität zur Eigensynthese, jedoch reicht diese zumeist nicht aus und eine Erhöhung der Taurinzufuhr über die Nahrung und/oder eine Nahrungsergänzung ging in zahlreichen Studien mit gesundheitlichen Vorteilen einher.14  Besonders bei veganer Ernährung wird die Taurinbedarfsdeckung noch weiter erschwert, da nicht nur keine Taurinquelle in der pflanzlichen Nahrung zu finden ist, sondern auch jene Aminosäuren, die als Ausgangsstoffe der Taurinsynthese fungieren (Methionin und Cystein) in pflanzlichen Lebensmittel durchschnittlich deutlich geringer konzentriert als in tierischen Lebensmitteln vorliegen.2 Welche Stoffwechselwege im Organismus notwendig sind, um aus Methionin schlussendlich Taurin zu synthetisieren, illustriert Abbildung 1.

Abb. 1: Syntheseweg von Taurin15

Wie Abbildung 1 zeigt, beginnt die Taurinsynthese in der Leber mit Methionin (durch eine durch Magnesium katalysierten Methylierung = Transfer von Methylgruppen (CH₃)) von Methionin zu Homocystein.16 Im nächsten Schritt wird Homocystein – katalysiert durch Cystathionin-β-Synthase (CBS) zu Cystathionin und mit Hilfe der aktiven Co-Enzymform von Vitamin B(Pyridoxal-5-Phosphat; P5P) weiter zu Cystein verstoffwechselt. Cystein wird wiederum – katalysiert durch das Enzym Cystein-Dioxygenase – zu Cysteinsulfinsäure. Im Stoffwechselweg wird im nächsten Schritt mit Hilfe einer Decarboxylierung (= Abspaltung eines Kohlenstoffdioxid-Moleküls) durch Cystein-Sulfinsäure-Decarboxylase (CSAD) der Taurinvorläufer namens Hypotaurin gebildet, der im letzten Schritt durch Hypotaurin-Dehydrogenase zu Taurin oxidiert (= Abgabe eines Elektrons) wird.

Die Rate der Taurin-Eigensynthese ist dabei nicht nur von der Menge an den Ausgangssubstraten (Methionin/Cystein), sondern auch von der Verfügbarkeit ausreichender Mengen an Co-Faktoren  wie Pyridoxin (Vitamin B6), aber auch Niacin (B3), Eisen und Molybdän abhängig.17,18 Ein Mangel an diesen Aminosäuren, Vitaminen und Mineralstoffen kann entsprechend die Taurinsynthese reduzieren. Darüber hinaus entscheidet die Enzymaktivität des Individuums über die Höhe der Taurin-Eigensynthese,19  und der limitierende Faktor hierbei scheint die Cystein-Sulfinsäure-Decarboxylase-Aktivität (CSAD) zu sein, deren Aktivität neben der Genetik auch in Abhängigkeit des Geschlechts, des Alters und des Gesundheitszustands sehr unterschiedlich ausfallen kann, was wiederum die großen interindividuellen Unterschiede in der Eigensynthesekapazität an Taurin erklärt.14 Die Taurin-Synthese erreicht im Laufe des Lebenszyklus der Frau ihre Höchstaktivität während der Schwangerschaft und hat bei beiden Geschlechtern ihre niedrigste Aktivität im Säuglings- und Kleinkindesalter, weshalb in diesen Phasen ein besonderes Augenmerk auf eine ausreichende Taurinzufuhr zu legen ist.20 Im Laufe der ersten Lebensmonate nimmt die Enzymaktivität von Kleinkindern sukzessive zu und reduziert sich anschließend im höheren Alter erneut, weshalb Senioren durchschnittlich schlechter mit Taurin versorgt sind als jüngere Erwachsene.21,22

Die Taurin-Eigensyntheserate eines gesunden Erwachsenen beträgt in Abhängigkeit der Proteinzufuhr, der Nährstoffbedarfsdeckung und der Enzymaktivität der Leber zwischen 50 bis 125 mg pro Tag23  und kann durch diverse Erkrankungen wie Adipositas, Diabetes und gewisse Krebserkrankungen eingeschränkt sein, wodurch bei diesen Krankheitsbildern ein besonderer Fokus auf eine ausreichende Taurinzufuhr zu legen ist.3 Im Gegensatz zu anderen Nährstoffen wie DHA, bei denen Frauen eine höhere Eigensynthese aufweisen,24 ist die Enzymaktivität im Rahmen der Taurin-Eigensynthese bei Männern durchschnittlich höher, was bei ihnen zu einer durchschnittlich höheren Eigensyntheserate im Vergleich zu Frauen führt.9 Im Vergleich zu anderen Tieren wie Rindern, Schweinen, Schafen, Hühnern, Enten und Ratten ist die CSAD-Aktivität beim Menschen und anderen Primaten allerdings insgesamt nur gering ausgeprägt, was – wie bereits erwähnt – dazu führt, dass für eine optimale Bedarfsdeckung auch zusätzliches Taurin über die Nahrung bzw. eine Nahrungsergänzung zugeführt werden sollte.

3. Die Rolle von Taurin im menschlichen Körper

Taurin erfüllt im Körper vielfältige Aufgaben und hat u.a. einen Einfluss auf die Stabilisierung der Zellmembranen, die Aufrechterhaltung der Thrombozytenfunktion, die Bindung zellschädigender freier Radikale (Antioxidans), die Regulierung des Herzschlags sowie die Fettverdauung.3,16 Letzteres beruht auf dem Umstand, dass Taurin relevant für die Bildung der Gallenflüssigkeit ist und ein Mangel diese beeinträchtigen kann. Bereits seit mehreren Jahrzehnten wird Taurin außerdem in klinischen Studien zur Verbesserung des metabolischen Syndroms, zur Verbesserung der Insulinproduktion der Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse sowie zur Erhöhung der Insulinsensitivität in Probanden mit Hyperglykämie eingesetzt.3,25,26 Untersuchungen an Diabetikern zeigen außerdem, dass deren Taurinspiegel im Vergleich zu gesunden Probanden um etwa 25 % reduziert sind,27 was eine zusätzliche Gabe an vorgeformtem Taurin für Diabetiker besonders relevant macht. Darüber hinaus zeigte eine Erhöhung der Taurinzufuhr eine positive Wirkung auf die Triglyzeridwerte übergewichtiger Probanden. In einer randomisierten, placebo-kontrollierten Studie mit 30 Probanden konnte die Gabe von 3.000 mg Taurin pro Tag über 7 Wochen hinweg die Plasma-Triglyzeridwerte der Interventionsgruppe um durchschnittlich 8 mg/dl senken, wohingegen die Triglyzeridwerte der Kontrollgruppe um durchschnittlich 3 mg/dl anstiegen.28 Eine adäquate Taurinversorgung ist außerdem wichtig für eine optimal funktionierende Muskelleistung. Eine Metaanalyse (Waldron et al., 2018) von 10 peer-reviewed Publikationen zu den Auswirkungen von Taurin auf die Ausdauerleistung von Erwachsenen mit Dosen von 1.000 bis 6.000 mg pro Tag für bis zu 2 Wochen zeigte, dass die allgemeine Ausdauerleistung der Probanden durch die Tauringabe verbessert werden konnte.29 Auch weitere, jüngere Publikationen unterstreichen die Tatsache, dass Taurin als ergogenes (= sportliche Leistung fördernd) Hilfsmittel leistungssteigernd im Ausdauersport wirken kann, indem Taurin hilft, Muskelfaserschädigungen vorzubeugen, den Muskelprotein-Katabolismus mindert und oxidativen Stress reduziert.3

Im Körper einer erwachsenen Person befindet sich Taurin etwa in einer Konzentration von 0,1 % des Körpergewichts.30 Eine 60 kg schwere Beispielperson würde somit etwa 60 g Taurin enthalten. Abbildung 2 illustriert die Verteilung von Taurin im menschlichen Organismus sowie dessen biochemische Struktur.

Abb. 2: Tauringehalt diverser Gewebe und Flüssigkeiten im menschlichen Körper31

Taurin zeigte darüber hinaus in mehreren Untersuchungen positive Effekte in Bezug auf die Haar- und Hautgesundheit, was vor allem im Kontext von vegetarisch-veganen Ernährungsweisen von Interesse ist. Mehrere Fallberichte von Fachkräften ebenso wie von Betroffenen zeigten bereits, dass es im Rahmen von pflanzenbasierten Ernährungsweisen aufgrund von Nährstoffengpässen zu Problemen mit Haarausfall und schlechter Haut kommen kann.32,33,34,35,36 Wie in einer Übersichtsarbeit (Guo et al., 2017) beschrieben wurde, gibt es zahlreiche Nährstoffdefizite, die zu Haarausfall beitragen können und eine vegetarische und vegane Ernährung kann diesbezüglich ein bedeutender Risikofaktor sein, da gewisse Nährstoffe wie die Mineralstoffe Zink und Eisen ebenso wie weitere Nährstoffe durchschnittlich in geringerer Menge bzw. geringerer Bioverfügbarkeit in pflanzlichen Ernährungsweisen vorkommen.37 Zur Liste an potenziellen Nährstoffdefiziten bei vegan-vegetarischer Ernährung mit Auswirkung auf die Haargesundheit sollte zukünftig außerdem auch Taurin gezählt werden, wie zumindest erste In-Vitro- und Tierstudien nahelegen. Eine Publikation auf Basis von In-Vitro-Untersuchungen (Collin et al., 2006) zeigte, dass Haarfolikel im Beisein von Taurin im Nährmedium bessere Überlebensraten als in taurinfreien Nährmedien aufwiesen.38 Darüber hinaus zeigte sich anhand eines Tiermodells (Kim et al., 2013), dass eine Tauringabe in Kombination mit gängigen Medikamenten gegen Haarausfall deren Wirkung im Vergleich zur alleinigen Anwendung der Medikamente signifikant verstärkte.39 Taurin kommt außerdem in hoher Konzentration in der Haut vor und spielt eine wichtige Rolle in der Hautgesundheit.40 Untersuchungen zeigten, dass der Tauringehalt der Haut mit fortschreitendem Alter abnimmt und das wiederum einer von mehreren Gründen für abträgliche Veränderungen im Hautbild sein kann.40 Taurin spielt außerdem eine Rolle in der Vorbeugung von trockener und schuppiger Haut, indem es entzündliche Prozesse in der Haut mindert und die epidermale Lipidsynthese stimuliert.41 Im Tiermodell zeigte sich darüber hinaus eine positive Wirkung von Taurin auf die Gesundheit der Haut bezüglich ihrer UV-Licht-Toleranz und der Faltenbildung und die Autoren schlussfolgern, dass eine erhöhte Taurinzufuhr über die Nahrung bzw. eine Taurin-Supplementierung einen positiven Effekt auf das Hautbild haben kann.42

4. Die Bedeutung von Taurin in der Schwangerschaft, Stillzeit und Beikost

Taurin spielt eine zentrale Rolle in der embryonalen und frühkindlichen Entwicklung. Taurin agiert während der Schwangerschaft als Wachstumsmodulator und ist bedeutsam für die  embryonale Gehirnentwicklung,43 weshalb der Taurinbedarf der Frau während der Schwangerschaft erhöht ist und dringend auf täglicher Basis sichergestellt werden soll.44 Die wichtige Rolle von Taurin für das Kind unterstreicht auch der Umstand, dass während der Schwangerschaft und Stillzeit die Taurinausscheidung über den Urin der Frau stark reduziert ist, um möglichst viel Taurin für den Fötus bzw. den Neugeborenen (über die Muttermilch) aufsparen zu können. Während der ersten Schwangerschaftswochen wird Taurin in mütterlichen Geweben hierfür gespeichert, um die Taurinvorräte im weiteren Verlauf der Schwangerschaft an den Fötus weiterzureichen.45

Die Auswirkung auf das Wachstum und die Entwicklung von Kindern wurde bereits in mehreren Studien getestet. In einer Untersuchung an schwangeren Frauen und deren Nachwuchs wurde die Taurinzufuhr der Mutter samt deren Auswirkungen auf das Geburtsgewicht ihres Kindes untersucht. Im Gegensatz zu dem Drittel der Frauen mit der geringsten Taurinzufuhr (< 60 mg/Tag) war die Körpergröße und das Geburtsgewicht der Neugeborenen in der Gruppe mit der höchsten Taurinzufuhr (> 120 mg/Tag) signifikant höher.46 Ein Taurinmangel der Mutter kann außerdem neurologische Störungen beim Ungeborenen hervorrufen und Studien zeigten, dass Kinder, die mit Taurinmängel geboren wurden unter anderem Störungen der Netzhaut und damit der Augenfunktion, Einschränkungen in der Absonderung von Gallensäure und damit einhergehend der Fettabsorption sowie Schäden an der Leber aufwiesen. Niedrige Taurinlevel während der Schwangerschaft und Kindheit – selbst wenn diese noch im Rahmen der normalen Referenzwerte liegen – können die Gehirnentwicklung negativ beeinflussen.47 In einer Untersuchung an 157 Kleinkindern fanden Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen niedrigen Plasma-Taurinspiegeln und schlechteren Ergebnissen in Bezug auf kognitive Tests sowohl im Alter von 18 Monaten als auch im Alter von 7 Jahren.48

Vorsicht gilt auch während der Stillzeit: Taurin ist die häufigste freie Aminosäure im Gehirn des menschlichen Embryos und die zweithäufigste freie Aminosäure in der menschlichen Muttermilch.14 Die genaue Konzentration hängt dabei u.a. vom Versorgungsstatus der Mutter ab. Untersuchungen zeigten beispielsweise, dass die Muttermilch von Stillenden bei taurinfreier Ernährung im Median 35 % weniger Taurin enthielt als jene von Müttern mit moderat taurinhaltiger Ernährung.49 Wenn nicht gestillt wird, gilt besondere Achtsamkeit in der Auswahl der Säuglingsanfangsnahrung, da Taurin nur dann in Säuglingsanfangsnahrung auf Kuhmilch- oder Sojamilchbasis in relevanter Menge vorkommt, wenn es zugesetzt wird. Auf Basis erster Studienergebnisse aus Skandinavien in den späten 1970er Jahren zur positiven Wirkung von Taurin auf die kindliche Gesundheit, begann in den 80er und 90er Jahren die schrittweise Zugabe von Taurin zu Säuglingsanfangsnahrung sowie zu Nährstofflösungen für totale parenterale Ernährung (TPE; Intravenöse Ernährung von Menschen, die nicht regulär essen können) und zahlreiche Studienergebnisse haben diese Entscheidung seither untermauert.14 Dennoch enthält nicht jede am Markt erhältliche Säuglingsanfangsnahrung Taurin und daher sollte stets darauf geachtet werden, ein Produkt mit Taurin zu erwerben, wenn nicht gestillt werden kann. Besondere Vorsicht gilt dabei bei Frühgeborenen: Diese weisen nicht nur geringere Taurinspeicher als termingerecht Geborene auf, sondern haben auch eine noch geringere Taurineigensynthese und daher einen definitiven Bedarf an einer ausreichenden Taurinzufuhr über die Muttermilch gut versorgter Mütter und in manchen Fällen die Notwendigkeit nach einer zusätzlichen Supplementierung.23

5. Taurin bei veganer Ernährung

Wie mehrere Publikationen zur Taurinversorgung der Bevölkerung schlussfolgern, sind Personen ohne regulären Konsum von Fleisch und Fisch bzw. Meeresfrüchten einem erhöhten Risiko einer Taurinunterversorgung ausgesetzt und vor allem Vegetarier und noch mehr Veganer weisen ein deutlich erhöhtes Risiko für eine Unterversorgung auf, da sie im Normalfall keine Taurinquelle in ihrer Ernährung haben.9,14 Das liegt daran, dass die gängigen Taurinquellen in der menschlichen Ernährung quasi ausschließlich Tierprodukte sind. Tabelle 1 zeigt einige der taurinreichsten Lebensmittel in der Mischkost.

Tab. 1: Tauringehalt ausgewählter Lebensmittel50

Wie Tabelle 1 zeigt, zählen Muscheln zu den mit Abstand taurinreichsten Lebensmitteln. Durch die Beigabe von Taurin in Energydrinks sind diese (je nach Marke) auch mehr oder weniger reich an Taurin und manche Marken wie Red Bull geben so viel Taurin zu ihren Energydrinks, dass eine Dose (250 ml) bereits etwa einen Gramm Taurin liefert. Wie Tabelle 1 außerdem zeigt, ist der Tauringehalt im Muskelfleisch von gewissen Tieren sehr starken Schwankungen ausgesetzt und so sind gewisse Teile von Hühnern und Truthähnen (v.a. Schlegel/Keule) zwischen 10 bis knapp 30-fach taurinreicher als andere, taurinärmere Gewebe (z.B. Brust und Flügel). Gängige Küchenzubereitungsmethoden wie Kochen und Braten haben dabei keinen negativen Effekt auf den Tauringehalt in Lebensmitteln.51

Wie aus Tabelle 1 ebenfalls zu entnehmen ist, ist klassische Kuhmilch sehr arm an Taurin. Hühnereier enthalten quasi kein Taurin und sind deshalb in der Tabelle nicht aufgeführt.52,53  Daher haben nicht nur Veganer, sondern auch Vegetarier ein hohes Risiko für eine unzureichende Taurinversorgung. Während westliche Mischköstler – je nach genauer Kostzusammenstellung – bis zu etwa 400 mg und mehr in ihrer Ernährung haben können, beträgt der Tauringehalt vegetarischer Ernährungsweisen durchschnittlich nur etwa 17 mg und eine vegane Ernährung ist zumeist gänzlich frei von Taurin.50 Die genaue Höhe des Tauringehalts der typisch westlichen mischköstlichen Ernährung schwankt allerdings stark und bewegte sich in unterschiedlichen Untersuchungen im Bereich von unter 10 bis über 370 mg in Abhängigkeit der genauen Lebensmittelauswahl.49 Aufgrund ihrer anderen Speisenzusammenstellung beträgt selbst die durchschnittliche Taurinzufuhr in Teilen Japans mit etwa 400 mg deutlich höhere Taurinmengen und in einigen Fällen nahmen japanische Probanden durch eine meeresfruchtreiche Ernährung täglich sogar mehr als 1.000 mg Taurin zu sich.54

Wie groß das Risiko für Vegetarier ist, hängt letztendlich von ihrer genauen Lebensmittelauswahl ab, da zumindest gewisse vegetarische Lebensmittel wie Ziegenmilch (bis zu 15 mg Taurin per 100 g) moderate Mengen an Taurin aufweisen und etwa sechsmal so viel Taurin wie Kuhmilchprodukte enthalten kann.55 Da Ziegenmilchprodukte hierzulande allerdings wenig weit verbreitet sind, ist der Tauringehalt in vegetarischen Ernährungsweisen in den allermeisten Fällen äußerst gering und sowohl Vegetarier als auch Veganer können in erheblichem Maße von einer Supplementierung bzw. Lebensmittelanreicherung mit Taurin profitieren.

Da vegan lebende Menschen nicht nur kein vorgeformtes Taurin durch die Nahrung erhalten, sondern zusätzlich eine vegane Ernährung auch ärmer an Taurin-Vorgängerstoffen wie Methionin ist, verschärft sich die Situation zusätzlich.49,56 Wie eine kleine Studie bereits Ende der 1980er Jahre zeigte, weisen vegan lebende Menschen selbst im Falle einer im Referenzwert befindlichen Zufuhr an taurinbildenden Stoffen wie Methionin, Cystein und Pyridoxin (Vitamin B6) signifikant geringere Taurinspiegel als Mischköstler auf. In dieser Untersuchung (Laidlaw et al., 1988) an 12 veganen und 14 mischköstlichen Probanden zeigte sich, dass die Plasma-Taurinspiegel bei der veganen Ernährung etwa 20 % geringer als bei der Mischkost ausfielen (45 vs. 58 µmol/L).57 Darüber hinaus zeigte sich, dass die Taurinausscheidung über den Urin bei veganer Ernährung signifikant geringer ausfiel (266 vs. 903 µmol/Tag). So schlussfolgerten diese und weitere Autoren, dass die Höhe der Taurin-Eigensynthese auch bei Erwachsenen unzureichend ist, um bei taurinfreier Ernährung auf Dauer die Taurinspiegel im Optimalbereich zu halten.58,57 In vergleichenden Untersuchungen zwischen veganen und mischköstlichen Müttern zeigte sich außerdem, dass die Milch der veganen Mütter im Median etwa 35 % weniger Taurin enthielt (277 μmol/l vs. 427 μmol/l).58 Da die Taurin-Eigensynthese bei menschlichen Säuglingen noch geringer ausgeprägt ist als bei Erwachsenen, ist der Säugling noch stärker auf eine Taurin-Zufuhr angewiesen und reagiert daher entsprechend empfindlich auf Schwankungen des Gehalts an Taurin in der Muttermilch. Eine systematische Erfassung des Taurinstatus vegan lebender Kinder wurde noch nicht unternommen, aber die in Fallberichten auftauchenden pädiatrischen Probleme, die Familien mit veganen Kleinkindern berichten, könnten u.a. durch eine zu geringe Taurinkonzentration der veganen Muttermilch bzw. auf ein weitestgehendes Fehlen von Taurin in der Nahrung nach dem Ende der Stillzeit bei Einführung einer veganen Beikost zurückzuführen sein.14

In einer Publikation zum Herz-Kreislauf-Risiko von Vegetariern und Veganern (McCarty, 2004) wurde darüber hinaus die Hypothese aufgestellt, dass vegan und vegetarisch lebende Menschen zwar einerseits in einigen Aspekten positive ernährungsbedingte Einflussfaktoren auf ihr Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen aufweisen, dass sie jedoch einige Nährstoffe mit protektiver Herz-Kreislauf-Wirkung wie langkettige Omega-3-Fettsäuren und gewisse Carninutrients wie Taurin zumeist quasi gar nicht zuführen.6 Die Sorge vor einem Mangel an gewissen Nährstoffen mit negativen Auswirkungen auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit stammt aus der Beobachtung von drei voneinander unabhängigen Teams an Wissenschaftlern, deren Studienergebnisse jeweils zeigten, dass das Blut von Vegetariern und Veganern im Vergleich zu Mischköstlern in Ex-Vivo-Studien höhere Raten an Thrombozytenfunktionsstörungen aufwiesen.59,60,61 Ein naheliegender Kandidat unter den Mangelnährstoffen mit Wirkung auf die Thrombozytenfunktion wären die langkettigen Omega-3-Fettsäuren, da diese in einer Studie (Mezzano et al., 1999) zeigten, dass eine hohe Gabe dieser langkettigen Omega-3-Fettsäuren (1.400 mg/Tag) die Thrombozytenfunktion und damit die Herz-Kreislauf-Gesundheit von veganen Probanden verbessern kann.59 Da aber die Zufuhr an den langkettigen Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA auch in der mischköstlichen Allgemeinbevölkerung durchschnittlich sehr gering ausfällt, kommen diese als Grund für die gemessenen Unterschiede eher nicht in Frage. Daher rückt das Fehlen von Carninutrients  wie Taurin in den Fokus der Aufmerksamkeit zur Herz-Kreislauf-Gesundheit, da Taurin diverse kardioprotektive Eigenschaften aufweist: Es wirkt antioxidativ, blutdruckregulierend,  zeigte im Fall von Herzinsuffizienz eine vorteilhafte Wirkung auf die Kontraktionskraft des Herzens und wirkt positiv auf eben jene hier relevante Funktion der Thrombozyten (Blutblättchen).62 In einer dieser drei Untersuchungen wurden Fleischesser des Weiteren in zwei Untergruppen eingeteilt: Personen mit hohem Fleischverzehr (> 285 g Fleisch/Tag) und Personen mit moderatem Fleischverzehr (<  285 g Fleisch/Tag) und es zeigte sich, dass in den Ex-Vivo-Untersuchungen die Thrombozytenaggregation (Verklumpung der Blutplättchen) bei Personen mit noch fleischreicherer (und damit noch taurinreicherer) Ernährung sogar noch geringer als bei moderat-fleischhaltiger Kost ausfiel, wodurch für diese Personen das Risiko für Gefäßverschlüsse noch weiter verringert ist. Dass dies eine Reaktion auf eine unzureichende Taurinzufuhr darstellen kann, legen auch Untersuchungsergebnisse mit Katzen nahe, die – im Gegensatz zu Menschen – nicht in der Lage sind, Taurin zu synthetisieren und deren Thrombozytenaggregation sich bei taurinfreier Ernährung im Gegensatz zu taurinhaltiger Ernährung verdoppelt.63 Ein Ausgleich der Taurin-Unterversorgung konnte dabei sowohl in der Katze63 als auch in anderen Studien beim Menschen64 die Thrombozytenaggregation normalisieren. Selbst geringe Taurinmengen von etwa 150 mg/Tag könnten hier bereits große Unterschiede machen und so in Form einer Supplementierung bei vegetarisch-veganer Ernährung die Thrombozytenfunktion stabilisieren und damit zuträglich auf die Gefäßgesundheit wirken.

6. Statusbestimmung und Zufuhrempfehlungen

Die zwei gängigsten Parameter zur Bestimmung der Taurinversorgung im Blut sind die Messung im Vollblut sowie im Plasma. Wie Untersuchungen (Trautwein & Hayes, 1990) bereits in den 90er Jahren zeigten, hat die Blutabnahme- und Messmethode einen großen Einfluss auf die Validität der Ergebnisse und daher kommt es in Studien immer wieder zu widersprüchlichen Messergebnissen, wenn Labore nicht sauber arbeiten.65 Schwankungen von bis zu 100 % in den Ergebnissen können durch Messfehler bei der Statusbestimmung von Taurin auftreten und daher sind Messergebnisse diesbezüglich stets mit Vorsicht zu genießen. Trautwein & Hayes (1990) verglichen in ihrer Untersuchung Taurinwerte von 13 omnivoren Frauen und 11 omnivoren Männern über 3 Tage hinweg und konnten mehrere relevante Erkenntnisse daraus gewinnen:65

• 80 % der Taurin-Plasma-Spiegel dieser gesunden Erwachsenen bewegten sich in dieser Untersuchung im Bereich von 35 – 60 µmol/L (Durchschnitt: 47 µmol/L).

• 73 % der Taurin-Vollblut-Spiegel dieser gesunden Erwachsenen bewegten sich in dieser Untersuchung im Bereich von 180 bis 260 µmol/L (Durchschnitt: 225 µmol/L).

• Wenn man nur einen einzigen Wert bestimmen kann, sollte es der Taurin-Vollblutwert sein, da dieser aussagekräftiger ist, weil er weniger starken Schwankungen durch Nahrung und andere Einflüsse unterliegt und weniger fehleranfällig in der Bestimmung ist.

• Plasma-Taurinwerte reagieren rascher auf Erhöhungen bzw. Verringerungen der Taurinzfuhr, wohingegen die Vollblut-Taurinwerte trotz einer hohen Taurinsupplementierung (400 mg/Tag) erst nach einer Woche der Nahrungsergänzung entsprechend anstiegen.

• Im Optimalfall sollten die Taurinwerte auf nüchternen Magen früh morgens bestimmt werden, da taurinarme Mahlzeiten zwar die Werte nicht stark beeinflussen, aber bereits moderate Taurinmengen in der Nahrung (50 mg) einen Einfluss auf die Taurin-Plasmawerte in den Stunden danach haben.

Eine Übersicht zur Interpretation der Taurinwerte liefert nachfolgend Tabelle 2. Vor allem in Bezug auf die Taurin-Plasmawerte sollte man im Hinterkopf behalten, dass es bei Taurin-Laboruntersuchungen im Plasma durch unvollständiges Trennen der Blutbestandteile in der Vergangenheit auch in Studien zu falsch-negativen Ergebnissen in Bezug auf die Testung von Taurinmängel kam.57 Um ein rundum aussagekräftiges Bild erhalten zu können, wäre daher mindestens die Messung von Taurin im Plasma und Vollblut notwendig, die im Optimalfall durch eine Taurin-Urin-Analyse ergänzt wird. Für ein vollumfängliches Bild ist darüber hinaus noch die Testung der nachfolgend beschriebenen Taurin-Metaboliten sinnvoll. 

Tab. 2: Interpretation der Taurinwerte in Plasma und Vollblut

Trotz aller Sorgfalt in der Handhabung der Blutproben sei erwähnt, dass die Taurinwerte im Blut unabhängig ihrer Behandlung nur bedingt aussagekräftig sind,  weil die Level an zirkulierendem Taurin nur in unzureichendem Maße mit den Körperspeichern an Taurin korrelieren und Taurindefizite sind voraussichtlich häufiger, als es herkömmliche Tests erschließen lassen.23

Besonders bei taurinreduzierter bzw. taurinfreier Kost (d. h. bei vegetarischer oder veganer Kost) ist eine Supplementierung auch ohne umfangreiche Tests nicht nur risikofrei möglich, sondern in den meisten Fällen das sinnvollste Vorgehen, um die Versorgungssituation zweifelsfrei zu optimieren, da Taurin-Blutuntersuchungen – wie dargelegt – eine Reihe an Einschränkungen aufweisen. Darüber hinaus zeigten Untersuchungen, dass eine Erhöhung der Taurinzufuhr nicht nur die Taurinkonzentration im Plasma, sondern auch in diversen Geweben wie der Skelettmuskulatur, dem Gehirn und dem Herz erhöht,3 auf deren Höhe man anhand von Blutwerten allerdings nur in eingeschränktem Maße Rückschlüsse ziehen kann und daher bevorzugt durch eine Supplementierung auf Nummer sicher gehen möchte. Wenn man präventiv und dauerhaft im Rahmen einer taurinarmen Ernährung supplementieren möchte, sollte die Höhe der Supplementierung zumindest jene Menge an Taurin liefern, die in einer moderat tierprodukthaltigen Mischkost enthalten ist. Diese Menge bewegt sich im Bereich von etwa 150 bis 400 mg pro Tag (ca. 3 bis 5 mg/kg KG). Zur dauerhaften Optimierung der Taurinkonzentration im Plasma und den Erythrozyten bei taurinarmer Ernährung stellt eine Zufuhr von etwa 10 mg/kg Körpergewicht einen guten Richtwert dar (z.B. 600 mg bei 60 kg). Diese Mengen sind dabei weit von den täglichen maximalen Höchstzufuhrwerten entfernt und somit auch für die sensibelsten Individuen der Bevölkerung als sicher einzustufen. Es existiert zwar von Seiten der EFSA kein evidenzbasiertes ‚Tolerable Upper Intake Level‘ (UL) für Taurin, aber ein sogenanntes Observed Safe Level (OSL) in Höhe von 3.000 mg, das in Form einer Supplementierung zusätzlich zur Menge an Nahrungstaurin auf täglicher Basis als langfristig sicher gilt.66 Die EFSA erwähnt in ihrer Publikation darüber hinaus, dass selbst hohe Taurinzufuhren in Höhe von 6.000 mg/Tag (Nahrung + Supplementierung) für Zeiträume von bis zu einem Jahr keine negativen Effekte in Humanstudien zeigten.

MEBICO liefert die drei relevantesten meat-based bioactive compounds Kreatin, Carnitin und Taurin

8. Quellen

  1. Watzl, B. & Leitzmann, C. (2005). Bioaktive Substanzen in Lebensmitteln: Ernährung und Immunologie (3. Aufl.). Hippokrates.[]
  2. Hou, Y., He, W., Hu, S. et al. (2019). Composition of polyamines and amino acids in plant-source foods for human consumption. Amino Acids, 51(8), 1153–1165.[][]
  3. Wu, G. (2020). Important roles of dietary taurine, creatine, carnosine, anserine and 4-hydroxyproline in human nutrition and health. Amino Acids, 52(3), 329–360.[][][][][][][]
  4. Kathuria, D., Gautam, S., Sharma, S. et al. (2019). Animal Based Bioactives for Health and Wellness. Food Nutr J, 4, 203.[]
  5. Kulczyński, B., Sidor, A. & Gramza-Michałowska, A. (2019). Characteristics of Selected Antioxidative and Bioactive Compounds in Meat and Animal Origin Products. Antioxidants, 8(9), 335.[][]
  6. McCarty, M.F. (2004). Sub-optimal taurine status may promote platelet hyperaggregability in vegetarians. Medical Hypotheses, 63(3), 426–433.[][][][]
  7. Watanabe, F., Yabuta, Y., Bito, T. et al. (2014). Vitamin B12-Containing Plant Food Sources for Vegetarians. Nutrients, 6(5), 1861–1873.[]
  8. Rogerson, D. (2017). Vegan diets: Practical advice for athletes and exercisers. Journal of the International Society of Sports Nutrition, 14(1), 36.[]
  9. Lourenço, R. & Camilo, M. E. (2002). Taurine: A conditionally essential amino acid in humans? An overview in health and disease. Nutr Hosp, 17(6), 262–270.[][][]
  10. Food and Agriculture OrganizationFood and Agriculture Organization of the United Nations. (2023). Contribution of terrestrial animal source food to healthy diets for improved nutrition and health outcomes.[]
  11. Rais, N., Ved, A., Shadab, Mohd. et al. (2023). Taurine, a non-proteinous essential amino acid for human body systems: An overview. Arab Gulf Journal of Scientific Research41(1), 48–66.[]
  12. Colovic, M.B., Vasic, V.M., Djuric, D.M. et al. (2018). Sulphur-containing Amino Acids: Protective Role Against Free Radicals and Heavy Metals. Current Medicinal Chemistry, 25(3), 324–335.[]
  13. Ripps, H. & Shen, W. (2012). Review: Taurine: A “very essential” amino acid. Mol Vis., 18, 2673–2686.[]
  14. Rais, N., Ved, A., Shadab, Mohd. et al. (2023). Taurine, a non-proteinous essential amino acid for human body systems: An overview. Arab Gulf Journal of Scientific Research, 41(1), 48–66.[][][][][][]
  15. De Luca, A., Pierno, S. & Camerino, D. C. (2015). Taurine: The appeal of a safe amino acid for skeletal muscle disorders. Journal of Translational Medicine, 13(1), 243.[]
  16. Wójcik, O.P., Koenig, K.L., Zeleniuch-Jacquotte, A. et al. (2010). The potential protective effects of taurine on coronary heart disease. Atherosclerosis, 208(1), 19–25.[][]
  17. Froger, N., Moutsimilli, L., Cadetti, L. et al. (2014). Taurine: The comeback of a neutraceutical in the prevention of retinal degenerations. Progress in Retinal and Eye Research, 41, 44–63.[]
  18. Kohlmeier, M. (2015). Amino Acids and Nitrogen Compounds. In Nutrient Metabolism (S. 265–477). Elsevier.[]
  19. Marcinkiewicz, J. & Kontny, E. (2014). Taurine and inflammatory diseases. Amino Acids, 46(1), 7–20.[]
  20. Sturman, J.A. & Hayes, K.C. (1980). The Biology of Taurine in Nutrition and Development. In H. H. Draper (Hrsg.), Advances in Nutritional Research (S. 231–299). Springer US.[]
  21. Barbiera, A., Sorrentino, S., Fard, D. et al. (2022). Taurine Administration Counteracts Aging-Associated Impingement of Skeletal Muscle Regeneration by Reducing Inflammation and Oxidative Stress. Antioxidants, 11(5), 1016.[]
  22. Worden, J.A. & Stipanuk, M. H. (1985). A comparison by species, age and sex of cysteinesulfinate decarboxylase activity and taurine concentration in liver and brain of animals. Comparative Biochemistry and Physiology Part B: Comparative Biochemistry, 82(2), 233–239.[]
  23. Lourenço, R. & Camilo, M.E. (2002). Taurine: A conditionally essential amino acid in humans? An overview in health and disease. Nutr Hosp, 17(6), 262–270.[][][]
  24. Metherel, A.H., Irfan, M., Klingel, S.L. et al. (2021). Higher Increase in Plasma DHA in Females Compared to Males Following EPA Supplementation May Be Influenced by a Polymorphism in ELOVL2: An Exploratory Study. Lipids, 56(2), 211–228.[]
  25. El Idrissi, A. (2019). Taurine Regulation of Neuroendocrine Function. In J. Hu, F. Piao, S.W. Schaffer et al. (Hrsg.), Taurine 11 (Bd. 1155, S. 977–985). Springer Singapore.[]
  26. Sarkar, P., Basak, P., Ghosh, S. et al. (2017). Prophylactic role of taurine and its derivatives against diabetes mellitus and its related complications. Food and Chemical Toxicology, 110, 109–121.[]
  27. Sak, D., Erdenen, F., Müderrisoglu, C. et al. (2019). The Relationship between Plasma Taurine Levels and Diabetic Complications in Patients with Type 2 Diabetes Mellitus. Biomolecules, 9(3), 96.[]
  28. Zhang, M., Bi, L.F., Fang, J.H. et al. (2004). Beneficial effects of taurine on serum lipids in overweight or obese non-diabetic subjects. Amino Acids, 26(3).[]
  29. Waldron, M., Patterson, S.D., Tallent, J. et al. (2018). The Effects of an Oral Taurine Dose and Supplementation Period on Endurance Exercise Performance in Humans: A Meta-Analysis. Sports Medicine, 48(5), 1247–1253.[]
  30. Chaudhry, S., Tandon, B., Gupta, A. et al. (2018). Taurine: A potential mediator for periodontal therapy. Indian Journal of Dental Research, 29(6), 808.[]
  31. Jacobsen, J.G., & Smith, L.H. (1968). Biochemistry and physiology of taurine and taurine derivatives. Physiological Reviews, 48(2), 424–511.[]
  32. Fitzmaurice, R. (2017). A trichologist or „hair doctor“ says the rise in veganism has caused an increase in cases of hair loss—This is her advice on how to prevent it.[]
  33. Nameera, A. (2020). The correlation between a vegan diet and hair loss.[]
  34. Scinto, M. & Bradford, B. (2023). The Reason Your Vegan Diet May Be Aging You Quicker.[]
  35. Damodaran, A. (2019). ‘Veganism has its pitfalls’, say doctors.[]
  36. Department of Gastroenterology and Hepatology, K. Gibiński University Clinical Centre, Medical University of Silesia, Katowice, Poland, Ostrowski, B., Malinowska, A., et al. (2018). Effects of vegetarian diet on gastrointestinal symptoms. Pediatria i Medycyna Rodzinna, 14(4), 402–406.[]
  37. Guo, E.L. & Katta, R. (2017). Diet and hair loss: Effects of nutrient deficiency and supplement use. Dermatology Practical & Conceptual, 1–10.[]
  38. Collin, C., Gautier, B., Gaillard, O. et al. (2006). Protective effects of taurine on human hair follicle grown in vitro1. International Journal of Cosmetic Science, 28(4), 289–298.[]
  39. Kim, H., Chang, H. & Lee, D.-H. (2013). Simulative Evaluation of Taurine Against Alopecia Caused by Stress in Caenorhabditis elegans. In A. El Idrissi & W. J. L’Amoreaux (Hrsg.), Taurine 8 (Bd. 776, S. 267–276). Springer New York.[]
  40. Yoshimura, T., Inokuchi, Y., Mutou, C. et al. (2021). Age-related decline in the taurine content of the skin in rodents. Amino Acids, 53(3), 429–434.[][]
  41. Anderheggen, B., Jassoy, C. & Waldmann-Laue, M. (2006). Taurine improves epidermal barrier properties stressed by surfactants-a role for osmolytes in barrier homeostasis. J Cosmet Sci, 57(1), 1–10.[]
  42. Yoshimura, T., Manabe, C., Inokuchi, Y. et al. (2021). Protective effect of taurine on UVB-induced skin aging in hairless mice. Biomedicine & Pharmacotherapy, 141, 111898.[]
  43. Rana, S.K. & Sanders, T.A.B. (1986). Taurine concentrations in the diet, plasma, urine and breast milk of vegans compared with omnivores. British Journal of Nutrition56(1), 17–27.[]
  44. Jeong, J.-S. & Choi, M.-J. (2019). The Intake of Taurine and Major Food Source of Taurine in Elementary School Children in Korea. In J. Hu, F. Piao, S.W. Schaffer et al. (Hrsg.), Taurine 11 (Bd. 1155, S. 349–358). Springer Singapore.[]
  45. Naismith, D.J., Rana, S.K. & Emery, P.W. (1987). Metabolism of taurine during reproduction in women. Hum Nutr Clin Nutr, 41(1), 37–45.[]
  46. Jung, Y.-M. & Choi, M.-J. (2019). Relation of Taurine Intake During Pregnancy and Newborns’ Growth. In J. Hu, F. Piao, S.W. Schaffer et al. (Hrsg.), Taurine 11 (Bd. 1155, S. 283–292). Springer Singapore.[]
  47. Cofnas, N. (2019). Is vegetarianism healthy for children? Critical Reviews in Food Science and Nutrition, 59(13), 2052–2060.[]
  48. Wharton, B.A. (2004). Low plasma taurine and later neurodevelopment. Archives of Disease in Childhood – Fetal and Neonatal Edition, 89(6), F497–F498.[]
  49. Rana, S.K. & Sanders, T.A.B. (1986). Taurine concentrations in the diet, plasma, urine and breast milk of vegans compared with omnivores. British Journal of Nutrition, 56(1), 17–27.[][][]
  50. Laidlaw, S., Grosvenor, M. & Kopple, J. (1990). The taurine content of common foodstuffs. Journal of Parenteral and Enteral Nutrition, 14(2), 183–188.[][]
  51. Stapleton, P.P., Charles, R.P., Redmond, H.P. et al. (1997). Taurine and human nutrition. Clinical Nutrition, 16(3), 103–108.[]
  52. Pasantes, H. & García, O. (1989). Taurine content in foods. Nutrition Reports International, 40(4), 793–801.[]
  53. Zhao, X., Jia, J. & Lin, Y. (1998). Taurine Content in Chinese Food and Daily Taurine Intake of Chinese Men. In S. Schaffer, J.B. Lombardini, & R. J. Huxtable (Hrsg.), Taurine 3 (Bd. 442, S. 501–505). Springer US.[]
  54. Yamori, Y., Nara, Y., Ikeda, K. et al. (1996). Is Taurine a Preventive Nutritional Factor of Cardiovascular Diseases or Just a Biological Marker of Nutrition? In R.J. Huxtable, J. Azuma, K. Kuriyama et al. (Hrsg.), Taurine 2 (Bd. 403, S. 623–629). Springer US.[]
  55. Landi, N., Ragucci, S. & Di Maro, A. (2021). Amino Acid Composition of Milk from Cow, Sheep and Goat Raised in Ailano and Valle Agricola, Two Localities of ‘Alto Casertano’ (Campania Region). Foods, 10(10), 2431.[]
  56. Schmidt, J.A., Rinaldi, S., Scalbert, A. et al. (2016). Plasma concentrations and intakes of amino acids in male meat-eaters, fish-eaters, vegetarians and vegans: A cross-sectional analysis in the EPIC-Oxford cohort. European Journal of Clinical Nutrition, 70(3), 306–312.[]
  57. Laidlaw, S., Shultz, T., Cecchino, J. et al. (1988). Plasma and urine taurine levels in vegans. The American Journal of Clinical Nutrition, 47(4), 660–663.[][][]
  58. Rana, S.K., & Sanders, T.A.B. (1986). Taurine concentrations in the diet, plasma, urine and breast milk of vegans compared with omnivores. British Journal of Nutrition, 56(1), 17–27.[][]
  59. Mezzano, D., Muñoz, X. & Martínez, C. (1999). Vegetarians and cardiovascular risk factors: Hemostasis, inflammatory markers and plasma homocysteine. Thromb Haemost, 81(6), 913-917.[][]
  60. Li, D., Sinclair, A., Mann, N. et al. (1999). The association of diet and thrombotic risk factors in healthy male vegetarians and meat-eaters. European Journal of Clinical Nutrition, 53(8), 612–619.[]
  61. Chetty, N. & Bradlow, B.A. (1983). The effects of a vegetarian diet on platelet function and fatty acids. Thrombosis Research, 30(6), 619–624.[]
  62. McCarty, M.F. (2004). A taurine-supplemented vegan diet may blunt the contribution of neutrophil activation to acute coronary events. Medical Hypotheses, 63(3), 419–425.[]
  63. Hayes, K.C., Pronczuk, A., Addesa, A.E. et al. (1989). Taurine modulates platelet aggregation in cats and humans. The American Journal of Clinical Nutrition, 49(6), 1211–1216.[][]
  64. Franconi, F., Bennardini, F. & Mattana, A. (1995). Plasma and platelet taurine are reduced in subjects with insulin-dependent diabetes mellitus: Effects of taurine supplementation. Am J Clin Nutr, 61(5), 1115–1119.[]
  65. Trautwein, E. & Hayes, K. (1990). Taurine concentrations in plasma and whole blood in humans: Estimation of error from intra- and interindividual variation and sampling technique. The American Journal of Clinical Nutrition, 52(4), 758–764.[][]
  66. EFSA Panel on Additives and Products or Substances used in Animal Feed (FEEDAP). (2012). Scientific Opinion on the safety and efficacy of taurine as a feed additive for all animal species. EFSA Journal, 10(6).[]

Immer auf dem Laufenden

Abonniere unseren Newsletter, um per Mail über neue Produkte, Produktupdates und wichtige News informiert zu werden.